Werte Leserin, werter Leser,
in einer weiteren Welle – und in manchen Ländern mit größerer Wucht – hat die Corona-Pandemie Europa überschwemmt. Die Fronten zwischen Impfbefürwortern und -gegnern verhärten sich, ja mancherorts wird von einer gespaltenen Gesellschaft gesprochen und politische Entscheidungen hinsichtlich ihres Demokratiegehalts hinterfragt. Doch mit diesen Herausforderungen ist es nicht genug; der Digitalisierungsschub setzt nicht nur der Wirtschaft und Politik gehörig zu, sondern stellt auch Freiwilligenorganisationen aller Größenordnungen vor neue Aufgaben. Die Dezember-Ausgabe von soziologie heute widmet sich einigen dieser Themen.
Hans Högl wendet den Blick zurück in das alte Griechenland und gibt einen Einblick in Athens antike Demokratie. Dem Thema Konflikte widmet Andreas Bleeck seinen Beitrag. Konflikte gibt es in allen Größenordnungen, in allen Gesellschaftsschichten, in allen Familien, an allen Arbeitsplätzen, in der Ehe, im Freundeskreis und bald wohl auch im Kosmos. Das den Konflikten auf den ersten Blick negativ
Anhaftende erweist sich jedoch oft als Motor persönlicher und gesellschaftlicher Entwicklung. Apropos Konflikte: Florian Klebs berichtet von einer repräsentativen Online-Befragung der Universität Hohenheim, wonach nur rund zwölf Prozent der Befragten Verständnis für sogenannte Querdenker zeigen. In diesen Zusammenhang passt auch ganz gut der von Alfred Rammer besprochene José Ortega
y Gasset, für den das Gesellschaftliche immer Zwang, Anordnung und damit Herrschaft ist. Nach Ortega ist die sogenannte „Gesellschaft“ immer auch Ungeselligkeit und gegenseitige Abstoßung der Individuen.
Nicht zuletzt mit den zahlreich aufgetauchten Fake-News in der Corona-Zeit stehen Influencer im Zentrum des Interesses. Carsten Stark, Sophie Dülfer, Kathrin Brigl, Nicole Emrich und Celina Wifling präsentieren das Ergebnis einer qualitativen Studie zum Thema „Influencer: Professionalisierung einer Modeerscheinung?“ und identifizieren dabei vier Idealtypen. Dem hochaktuellen, doch leider noch zu wenig erforschten Bereich der Digitalisierung beim zivilgesellschaftlichen Engagement, insbesondere unter dem Druck der Pandemie, wendet sich Claudia Pass in ihrem Beitrag zu. Hermann Strasser erzählt in seiner kleinen Lebensbeichte, was er eigentlich am meisten verabscheut und bringt dafür zahlreiche, eindrückliche Beispiele. In Zeiten des Lockdowns gibt es allerdings auch erfreulichere Berichte. Seit einigen Jahren erlebt das Dirndlkleid ein zunehmendes Interesse, sei es bei den Volkskundlern, den Trachtenforschern, den Modehistorikern, aber ebenso auch bei Modedesignern, bei Bekleidungsproduzenten und vor allem bei Frauen. Volker Wackerfuß meldet sich dabei mit seinen modesoziologischen Bemerkungen zu Wort.
Neben weiteren Kurzbeiträgen aus der neueren Forschung gibt es auch dieses Mal wieder das beliebte von Claudia Pass erstellte soziologie heute-Kreuzworträtsel, zu dessen erfolgreichen Auflösung wir Ihnen natürlich fest die Daumen halten.
Das Redaktionsteam der soziologie heute wünscht Ihnen eine gesunde und erholsame Weihnachtszeit und – entsprechend dem Sinn des bevorstehenden Festes der Christenheit – Tage der Nächstenliebe und des Friedens.