Fazit – XXII. Tagung für Angewandte Sozialwissenschaften 2023: Sozialwissenschaftliche Beobachtungen von Krisen

Ein wichtiges Element der Verbandsarbeit des Berufsverbandes Deutscher Soziolog*innen ist die alle zwei Jahre stattfindende Tagung für Angewandte Sozialwissenschaften, die nicht nur dem Austausch von Wissen, sondern ebenso der weiteren Vernetzung der Verbandsmitglieder dient.

Während es auf den vergangenen Tagungen um soziale Innovationen ging, richtete sich der Fokus der jüngsten Tagung auf das Phänomen der Krise – ein Phänomen, das sozialen Innovationen sowohl vorausgeht als auch diese begleitet.

Diesem Schwerpunkt widmete sich ein interessierter und diskussionsfreudiger Kreis an Soziolog*innen, Student*innen und an gesellschaftlichen Fragen Interessierten am 23.09.2023 via Zoom, um sich über sozialwissenschaftliche Beobachtungen von Krisen auszutauschen. Die Veranstaltung über Zoom ermöglichte dabei eine auch nur punktuelle Teilnahme, was dem Kreis an Diskutierenden bzw. Zuhörenden eine abwechslungsreiche Zusammensetzung bescherte.

Auf Krisen, im Rahmen der Tagung als Problemsituationen bezeichnet, die im Sinne hergebrachter Strategien, Techniken und Instrumente nicht gelöst werden können, sondern einen speziellen Umgang erfordern, wurde dann aus unterschiedlichen Perspektiven geschaut: Von der theoretischen, einordnenden über eine organisationssoziologische bis hin zu einer personenbezogenen Perspektive wurden zahlreiche Aspekte beleuchtet. Möglich wurde dies auch durch die Grundidee der Tagung, Referent*innen aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen einzuladen: Vertreten waren Ministerien, Forschungsinstitute, privatwirtschaftliche Unternehmen und personenbezogene soziale Dienstleistungsunternehmen.

Auf einer allgemeinen Ebene kann als eine wichtige Ursache von Krisen festgehalten werden, dass sie eine Reaktion auf eine unzureichende Dynamik der betroffenen Bereiche darstellen. Grundsätzlich gilt zudem, dass es sich auch bei Krisen um soziale Konstruktionen handelt, die einer Definition passend auf die aktuelle Situation bedürfen. Hier stellt sich dann zugleich die Frage nach der Definitionshoheit und damit verbunden die Machtfrage. Die Definition einer Situation kann dabei als in den jeweiligen Wertekanon einer Gesellschaft eingebettet unterstellt werden. Auf der Handlungsebene gilt zugleich, dass Personen von Krisen unterschiedlich stark getroffen werden/ betroffen sind, je nachdem, über welche Ressourcen sie verfügen.

Für die im Rahmen der Tagung verfolgten Krisenbewältigungen lässt sich feststellen, dass sie als Lernprozesse im Spannungsfeld zwischen Risiken auf der einen Seite und Chancen auf der anderen thematisiert werden können. Prozesse, die es nicht zuletzt ermöglichen, für zukünftige Krisen besser aufgestellt zu sein. Wie unterschiedliche Bereiche hier vorgehen, kann anhand der einzelnen Vorträge nachvollzogen werden, die auf unserem YouTube-Channel unter https://www.youtube.com/@Soziologie-Deutschland abrufbar sind.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete die Verleihung des BDS-Awards an Stephan Graßmann, der diese Auszeichnung für seine Masterarbeit mit gelungenem Praxisbezug erhielt. Auch sein Vortrag über die Arbeit von Systembetreuer*innen in Schulen ist über unseren YouTube-Channel zugänglich.

Wir danken allen Vortragenden sowie allen Zuhörenden für ihren wertschätzenden Umgang miteinander und das durchgängig spürbare Interesse an den An- und Einsichten anderer!

Lübeck und Berlin im September 2023, Linda Dürkop-Henseling und Matthias Horwitz

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