
Was passiert, wenn man über hundert Sozialwissenschaftler*innen, spannende Vorträge und die aktuellsten Fragen rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) an einem (digitalen) Ort versammelt? Richtig – es entsteht eine lebendige und diskussionsfreudige Tagung, so wie wir sie am 10. Mai 2025 bei der 23. Tagung für angewandte Sozialwissenschaften (TAS) erleben durften.
Unter dem Motto „KI in der soziologischen Berufspraxis“ ging es um die Frage, wie KI unsere Arbeit verändert – nicht nur technisch, sondern vor allem gesellschaftlich, ethisch und kulturell. Gleich zu Beginn gab Christian Herzog mit seiner Keynote einen Überblick zu den sozialen, rechtlichen und moralischen Dimensionen der KI. In seinem Vortrag betonte er die Bedeutung des Vorrangs von Menschen für das Treffen von Entscheidungen sowie die Werteproblematik (WEIRD) in KI-Tools. Greta Ontrup sprach über die Zusammenarbeit von Menschen und Maschinen in der Arbeitswelt und brachte dabei psychologische Perspektiven ein, die vielen Teilnehmenden neue Denkimpulse gaben. Ein Aspekt ihrer Forschung war die Frage nach den Auswirkungen des Einbezugs von KI-Tools auf die Teamarbeit bezüglich Kommunikation, Kooperation und Koordination.
Ein eigenes Panel widmete sich der Lehre: Hier teilten Kai Dröge, Yves Jeanrenaud, Carsten Schwemmer und Hella von Unger ihre Erfahrungen und Ideen – von kritischer Auseinandersetzung bis hin zu kreativen Lehrmethoden. Daniel Tramp stellte die Frage, wie wir eigentlich vertrauen können, wenn uns die KI Entscheidungen erklärt, Robert Seyfert plädierte dafür, digitale Interaktionen nicht einfach hinzunehmen, sondern sie sozialtheoretisch zu durchdringen. Den Bogen zur Demokratie schlug schließlich Daniel Guagnin, der deutlich machte, warum die Gestaltung von Digitalisierung nicht nur technische, sondern auch politische und gesellschaftliche Fragen aufwirft. Einen spielerischen Zugang wählte Andreas Techen, der mit einem kleinen Experiment zum Vergleich von KI-generierten und menschlichen Antworten zu soziologischen Fragestellungen zum Nachdenken anregte.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Linda Dürkop-Henseling und Katrin Späte. Zum Abschluss wurde Laura Pohl mit dem Preis der Praxissoziologie 2025 ausgezeichnet – für ihre beeindruckende Bachelorarbeit über Gewalterfahrungen in der Geburtshilfe.
Viel diskutiert wurde über den ganzen Tag hinweg – und das nicht nur in den Vorträgen. Begriffe wie „KI und Vertrauen“, „toxische Positivität“ und „KI als Subjekt“ zogen sich durch viele Gespräche und zeigten, wie groß der Bedarf ist, sich hier informativ auszutauschen. Viele Stimmen sprachen sich daher schon während der Veranstaltung für eine Fortsetzung aus. Denn dass es zu diesem komplexen, dynamischen und disruptiven Thema noch viel zu besprechen gibt, wurde an diesem intensiven Tag mehr als deutlich.