Die Gewinnerin des ersten Awards des Berufsverbandes Deutscher Soziologinnen und Soziologen steht fest: Dana Jarczyk (Fachhochschule Bielefeld) hat in ihrer Masterarbeit die berufsbedingte Mediennutzung von Lehrkräften analysiert und dabei die gesundheitsgefährdenden Belastungen, die im Zuge etwa von Arbeitsverdichtung und Entgrenzung entstehen, differenziert herausgearbeitet. Digitalisierungsprozesse erfordern eine auf Schulformen und Persönlichkeiten abgestimmte Unterstützung und Förderung, so eines der wesentlichen Ergebnisse ihrer Untersuchung. Nur so könne den Hauptursachen für Frühverrentung und Fehlzeiten gezielt entgegengewirkt werden. Zwar werde die berufsbedingte Mediennutzung durchaus als Chance wahrgenommen, trotzdem treten je nach Kompetenz, Affinität und schulspezifischen Aspekten gesundheitsgefährdende Belastungen auf. Mit einem qualitativ-empirischen Ansatz (themenzentrierte, halbstandardisierte Expert*innen-Interviews mit Lehrkräften aus dem Sekundarbereich) wurden relevante Aspekte von Technostress herausgearbeitet und anschließend Handlungsempfehlungen abgeleitet.
Frau Jarczyk schließt mit ihrer Untersuchung an ein Interessensgebiet an, das sie seit jeher begleitet: Bereits in ihrem BA-Studium (B.A. Gender and Diversity) hat sie sich mit Themen im Kontext digitaler Transformationen und damit einhergehender Veränderungen der Arbeitswelt auseinandergesetzt. Dabei hat sie insgesamt auch Effekte der sozialen Medien berücksichtigt, in ihrer BA-Arbeit etwa die negativen Effekten im Zusammenhang mit dem Selbstwertgefühl junger Frauen. Der wissenschaftliche Blick wurde dabei stets durch konkretes gesellschaftliches Engagement ergänzt: Seit 2011 ist Frau Jarczyk in der DGB-Jugend in Nordrhein-Westfalen aktiv und hat somit einen geschulten Blick für Missstände in der Arbeitswelt. Dass Praktika sinnvoll und hilfreich sind, zeigte sich für die Gewinnerin bei einem Praktikum der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin (LGV & AFS) in Hannover: Hieran schloss sich nicht nur eine Hilfskraftstelle, sondern es wurde ebenso der Blick und das Interesse für die Themen Bildung und Gesundheit geschärft, die auch Inhalt ihres Master-Studiums an der FH Bielefeld waren. Aktuell arbeitet Frau Jarczyk, wie auch schon während ihres Studiums, in einem International Office einer Hochschule und berät bzw. betreut Studierende internationaler Herkunft.
Soziologie in die Praxis bringen – dieser Anspruch der Jury an die Einsendungen der Bewerber*innen für den BDS-Award wurde von der Kandidatin in beeindruckender Art und Weise umgesetzt.
Der u.a. mit einer einjährigen Verbands-Mitgliedschaft dotierte Preis wird im Rahmen der Tagung für angewandte Sozialwissenschaften im Juni 2021 überreicht.